des Franz-Mehring-Platzes im Stadtviertel Seilerberg in Freiberg
Bereits seit 1913 befasste man sich in Freiberg mit der Gartenstadt-Idee für eine grüne Vorstadtsiedlung am südlichen Stadtrand von Freiberg, dem heutigen Seilerberg. Erste Einzelbauten erfolgten ab 1924 an der Berthelsdorfer Straße und Moritz-Braun-Straße. 1

Ab 1933 erfolgte der erste Siedlungsbau mit typisierten
Doppelhäusern und eigenem Gartenanteil. 1

Ab 1935 schuf Georg Salzmann ein geschlossenes Siedlungsgebiet nach vermeintlich „arisch-germanischen“ Vorbildern einer Dorfsiedlung. Mehrere Platz- und Straßenverläufe verjüngten sich zu einem zentralen „Dorfanger“, dem germanischen Thingplatz nachempfunden, der von Salzmann nun – in die nationalsozialistische Gegenwart übertragen – als Festplatz völkischer Weihehandlungen konzipiert wurde. Diese Platzanlage erhielt 1936 den Namen „Am Sonnenrad“, angelehnt an die mythische Herkunft des Hakenkreuzes aus dem Sonnenrad2

Am 19. Juni 1938 – zur nationalsozialistisch aufgeblasenen 750-Jahr-Feier Freibergs – erhielt die gesamte völkische Anlage ihre pompöse Weihe. In Anwesenheit der NS-Prominenz des Sachsengaus und aller regionalen NSDAP Führer weihte Oberbürgermeister Hartenstein die Siedlung als „Martin Mutschmann-Siedlung“. 2

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die ursprüngliche Stadtplanung für das Gebiet teilweise übernommen. Die „Volkswohnungen“ an der Kurt-Eisner-Straße und am Franz-Mehring-Platz wurden der städtischen Gebäudewirtschaft übertragen. Die Wohngebäude unterlagen nicht der Priorität des staatlich gelenkten Wohnungsbaus, so dass keine Gesamtsanierungen erfolgten sondern lediglich die Vermietbarkeit erhalten wurde. 1

Nach der politischen Wende gingen diese Objekte in das Eigentum der neu firmierten Städtischen Wohnungsgesellschaft Freiberg/Sa. mbH (SWG) über. Drei Grundstücke mit Gebäuden aus den dreißiger Jahren wurden kurz darauf an Privateigentümer verkauft, die diese teil- bzw. gesamt- sanierten.1

1992 stellte die Landessiedlungsgesellschaft Sachsen einen Rückforderungsantrag. Aufgrund der damit ungeklärten Eigentumsverhältnisse waren seitens der SWG keine Investitionen in die Wohngebäude mehr möglich. Die Restitutionsentscheidung zugunsten der SWG fiel erst im Jahr 2001. Daraufhin begann die SWG mit der Planung und dem Sanierungsvorhaben der 10 Häuser an der Kurt-Eisner-Straße. Eine Sanierung der Objekte am Franz-Mehring-Platz war auf Grund des schlechten Gebäudezustandes wirtschaftlich nicht möglich.1

Daher fiel 2005 die Entscheidung zum Abriss dieser Objekte, der 2010 beendet wurde. Die Abrisskosten wurden gefördert, womit eine Neubebauung mit Mietwohnungen für den Zeitraum von 10 Jahren ausgeschlossen ist.1

Auf den Grundstücken der SWG ist deshalb die künftige bauliche Erneuerung und Ergänzung des Areals vorbereitet worden. Hierfür waren in Anknüpfung an den historischen Siedlungsgrundriss und unter Berücksichtigung der vorhandenen Straßen- und Freiräume Ideen für die Entwicklung eines zukunftsfähigen bedarfsgerechten Wohnstandortes in dieser erschlossenen und hochwertigen Lage gefragt. Ein von der Stadt Freiberg und der SWG ausgelobtes städtebauliches Gutachterverfahren klärt, welche und wie sich neue Haus- und Grundstücksstrukturen in das Gebiet einfügen können. In enger Abstimmung zwischen Eigentümerin, Stadtplanungsamt und Architektur-büro wurden die Entwürfe überarbeitet und mündeten in den Stadtratsbeschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplanes.1
- https://wohnungsgesellschaft.de/baugrundstuecke-am-franz-mehring-platz/[↩][↩][↩][↩][↩][↩][↩]
- https://www.freiberger-zeitzeugnis.de/app/download/6744074213/Georg+Salzmann.pdf?t=1555058835[↩][↩]
Bildquellen:
- saltzmann1: Stadtarchiv Freiberg | All Rights Reserved
- Abriss: mapio.net | All Rights Reserved
- bebauungsplan-foto: wohnungsgesellschaft.de | All Rights Reserved